Tracing Bauhaus

Margret Hoppe, Schirin Kretschmann, Adrian Palko, Thomas Prochnow, Christian Rothe, Rachel Smith

Form on the day

Pigment, glass, wooden frame
Various sizes (s: 23,4 × 19,4 cm, m: 43,6 × 31,3 cm, l: 61 × 43,6 cm )

Mosaik

Video-projection

Der Titel dieser Gruppenausstellung kann mehrfach gedeutet werden. Das Englische Wort tracing bedeutet sowohl die Spur aufnehmen und zurückverfolgen, als auch etwas skizzieren oder abpausen. In Fotografien, Skulptur, Installation und Malerei wird über die Farben Rot, Gelb und Blau— das Markenzeichen des Bauhaus— das Thema gesetzt, wobei die Offenheit des Titels ausgespielt wird.

Der Weimarer Fotograf Christian Rothe richtet einen humorvollen Blick auf das Jubiläumsjahr. In seinen Streifzügen fängt er zufällig entdeckte „Bauhaus“-Motive ein. An Rot, Gelb und Blau— so wird hier deutlich— ist im Jubiläumsjahr kein Vorbeikommen. Während Christian Rothes offene Serie vom Schnappschuss lebt, verfolgt die Leipziger Fotografin Margret Hoppe einen anderen fotografischen Gestus. Das in der Ausstellung zu sehende, großformatige Bild Couvent de Saint-Marie de La Tourette I (2014) ist in einem von Le Corbusier entworfenen Benediktinerkloster im französischen Éveux entstanden. Sie bannt die Details der Architektur mit Akribie in das Bild, wodurch dem farbgewaltigen Foto etwas Malerisches inne wohnt. Thomas Prochnows Installation Nullowitsch ist für das Zwischengeschoss der Galerie entwickelt worden. Der Bildhauer überträgt eine Fadenzeichnung in den Raum, die mit der Wandgestaltung korrespondiert. Diese füllt sich in der Betrachtung mit Farbe; weckt sie doch unweigerlich Assoziationen an die kubistische Malerei des De Stijl Künstlers Piet Mondrian. Adrian Palkos Zeichenmaschine im Untergeschoss hinterlässt beinahe tänzerische Spuren auf dem Malgrund. Die durch einen Elektromotor angetriebene Maschine dreht sich durch ein in Unwucht gebrachtes Gewicht in Kreis. form follows funktion—ein Mantra, das häufig in Zusammenhang mit dem Bauhaus-Stil gebracht wird, aber auf den US-amerikanischen Architekten Louis Sullivan zurückzuführen ist— wird hier zum Programm. Im konventionellen Medium der Malerei erscheint die Arbeit der Medienkünstlerin Rachel Smith. Sie macht sich einen Google-Algorithmus zu eigen und verfremdet die Spuren, die dem Netzwerk bei der Identifikation des Bildes dienten. Dabei entstehen Arbeiten, die an Johannes Ittens Farbtafeln erinnern, aber eigentlich von einer künstlichen Intelligenz erzeugt wurden. Farbe als Material und Oberfläche liegt den Werken von Schirin Kretschmann inne. In Form On The Day konserviert sie loses Farbpigment zwischen Glasscheiben. Die abstrakten Formen sind indes Spuren des Arbeitsprozesses. Gleichzeitig lässt die blaue Farbe auch ein Kräftefeld und in Zusammenspiel mit der Rahmenrückwand Raum entstehen. Auch in der Videoinstallation Mosaik II (2002/2019) im Obergeschoss wird Raum wortwörtlich in Farben getaucht und durch die Projektion ermittelt. Mit beiden Arbeiten lässt sich der Grenzgang beschreiben, den die Malerin in ihrem Werk insgesamt vollzieht.