We Are The Robots (III)
Video, 39:40 Min.
23/23 Spielzeit
Museum Morsbroich, Leverkusen
13.05.2022–01.03.2023
Schirin Kretschmann untersucht in ihren Arbeiten die Spezifik von vorhandenen Situationen und Orten über ein erweitertes Feld malerischer Grundfragen. Was macht einen Ort aus, welche Besonderheiten bringt er mit sich, was nehmen wir von ihm wahr und was nicht? Die von ihr gewählten Materialien und Verfahren sind dabei auf einen Prozess ausgelegt, der Potenziale wie auch scheinbar unsichtbare Ereignisse und alltägliche Handlungen sichtbar werden lässt.
In ihrer Videoarbeit We Are The Robots (III) befragt Schirin Kretschmann unsere menschliche Wahrnehmung durch den Einsatz nicht-menschlicher Intelligenz. Hierbei ließ sie einen handelsüblichen Saugroboter mit einer zur Decke ausgerichteten Kamera die angrenzenden Räume im 1. Obergeschoss des Museum Morsbroich abfahren. Der Saugroboter suchte sich seinen Weg selbständig, geleitet durch zufällige Hindernisse wie Türzargen, Bodenschwellen oder Heizungsrohre, die ihn zum Richtungswechsel veranlassten.
We Are the Robots (III) gibt eine Momentaufnahme wieder und zeigt den temporären Zustand der Ausstellungsräume und des dort zeitgleich installierten Werks your blinds don’t keep me from (2022) von Tilo Schulz aus einer Perspektive, die gewöhnlich von den Museumsbesucher*innen nicht eingenommen wird. Durch die zur Decke ausgerichtete Kamera erhalten vorhandene Gegenstände und Architekturelemente wie Leuchtstoffröhren, Türzargen oder Deckenstuck eine ungewohnte Akzentuierung und erscheinen gleichzeitig verfremdet; das sich massiv über die Raumflucht erstreckende Werk von Tilo Schulz erscheint im Video als abstrakter, schwarzer Balken, der sich wie selbstverständlich in die Raumarchitektur einschreibt.
Der zurückgelegte Weg des Roboters kann − einer malerischen Geste vergleichbar − als unsichtbare, verbindende Spur verstanden werden, die über die aufgezeichnete Bewegung der Kamera für die Betrachtenden potenziell rekonstruierbar bleibt. Der Aspekt des Säuberns bzw. Saugens steht in einem Spannungsverhältnis zur zeitgleich im Nachbarraum eingerichteten Bodenarbeit Blank III (2022) von Schirin Kretschmann selbst, die aus einer fragilen, gesiebten Fläche loser weißer Gipspigmente bestand. Inzwischen wurde diese Arbeit von Schirin Kretschmann durch Fegen und Staubsaugen entfernt und dient jetzt als Raum für die Projektion von We Are The Robots (III), die zuvor auf die Arbeit von Tilo Schulz projiziert wurde. Die ehemalige Projektionsfläche erscheint dort nun als Leerstelle und greift indirekt mit ihrer weißen rechteckigen Fläche die Form und Farbigkeit von Blank III auf.
Photos: Denis Bury
© VG Bild-Kunst Bonn