Raum und Staub

Article by Marina Sammeck
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Toter Winkel

Toter Winkel: Clay
Wallwork: Clay
Inside Out (II): Nails

Künstlerische Interventionen sind für den Betrachter eine spannende Erfahrung. Der Künstler greift mit der werkstofflichen Umsetzung seiner Idee in die Situation eines Raumes ein und verändert so die Gesetze des Ortes. Wie mit nur einer subtilen, hauchfeinen Veränderung die Wahrnehmung eines Raumes für den Betrachter komplett transformiert werden kann, demonstriert meisterhaft die im Spannungsfeld von Malerei und prozessualen Werksformen arbeitende Künstlerin Schirin Kretschmann in ihrer Einzelausstellung ,,Toter Winkel“ in der Galerie Gisela Clement in Bonn.

In den hohen Galerieräumen im Obergeschoss hat Kretschmann in minuziöser Arbeit weißen Pigmentstaub auf den Parkettboden gesiebt. Entstanden ist so eine geometrische Bodenarbeit ausgerichtet am Grundriss der Räume, leicht gekippt in den Raum gezeichnet. Durch diese Verschiebung der Fläche wird dem Betrachter ein schmaler Bereich gewährt, über den er den Raum betreten und die strahlend weiße Fläche betrachten kann. Gleichermaßen entstehen so auch dramatische Linien, die die Geometrie der Räume zerschneiden. Das durchdringende Weiß der Bodenfläche hat eine intensive Wirkung: gleichzeitig das gesamte Licht der hohen Räume schluckend wie auch reflektierend, zieht die Arbeit den Betrachter in ihren Bann. Der Raum als solcher löst sich auf, auf einmal gibt es die Trennung von Boden, Decke und Wänden nicht mehr, wir sehen nur noch Flächen. Kretschmann macht das Gewaltige dieser Räume physisch erfahrbar. (…)